JVC RX-8010R
Der Heimkino-Receiver kam 2002 in Haus, der Euro war noch nicht so alt. Mit 499,00 EUR Kaufpreis und 5x100W RMS-Leistung ergab sich ein Verhältnis von unter einem Euro pro Watt :-)
Technische Daten
Output Power
At Stereo operation: Front channels: 100W per channel, min. RMS, driven into 8 Ohms at 1 kHz with no more than 0.8% total harmonic distortion. (IEC268-3/DIN) At Surrond operation: Front channels: 100W per channel, min. RMS, driven into 8 Ohms at 1 kHz with no more than 0.8% total harmonic distortion. (IEC268-3/DIN) Center channels: 100W per channel, min. RMS, driven into 8 Ohms at 1 kHz with no more than 0.8% total harmonic distortion. (IEC268-3/DIN) Rear channels: 100W per channel, min. RMS, driven into 8 Ohms at 1 kHz with no more than 0.8% total harmonic distortion. (IEC268-3/DIN)
Audio
Audio Line Input Sensitivity/Impedance (1 kHz): 200 mV/47kOhms Audio Input (DIGITAL IN): Coaxial: 0.5V(p-p)/75ohms Optical: -21dBm to -15 dBm (660nm) USB: Rev. 1.0 Audio Output Level: 200mV Digital Output: -21dBm to -15 dBm (660nm) Signal-to-Noise Ratio: Line 87 dB Frequency Response: 20 Hz to 100 kHz (+1dB,-3dB) Bass boost: +6dB @ 100 Hz
Instandsetzung
Der Receiver hat eine recht komplexe Netzteillandschaft, die mit unterschiedlichen Technologien arbeitet. Es finden sich auf der einen Seite dicke Widerstände, um hohe Spannungsdifferenzen zu verheizen, bevor ein Linearregler versorgt wird. An anderer Stelle Schaltnetzteile, zur Versorgung von digitalen Baugruppen. Aus heutiger Sicht entstehen relativ hohe Verluste vor allem bei den Linearreglern und dessen Vorwiderständen. Mit diesen Verlusten geht auch eine teils starke Erwärmung der Bauteile einher, was die Lebensdauer herabsetzt.
Der erste Ausfall etwa 2012
Der Receiver ließ sich zwar noch einschalten, nach einigen Sekunden schaltete er sich aber in den Stand-by-Modus. Die Ursachensuche gestaltete sich recht aufwändig, da die Demontage der vielen Baugruppen gerade beim ersten Zerlegen einfach seine Zeit dauert. Ein Vorwiderstand vor zwei Linearreglern war defekt, kein Durchgang. Da er im Betrieb wohl ordentlich heiß wurde, war von dem ursprünglich mal aufgedruckten Bauteilewert nichts mehr zu sehen. Da half nur ausmessen eines zweiten, in Reihe zu dem Defekten liegenden Widerstand und schätzen (Leistung). Ich habe mir dann mit 9 Metallfilmwiderständen einen Ersatz gelötet, der auch wunderbar funktionierte.
Der zweite Ausfall war dann drei Jahre später: 2015
Also kein richtiger Ausfall, sondern ein Fehler, der immer schlimmer wurde. Der Receiver ließ sich zwar einschalten, aber irgendeine Baugruppe lief nicht, es kam kein Ton heraus. Nach einigen Minuten warmlaufen, funktionierte es dann. Also wieder auf die Suche gemacht. Dabei wurde auch der selbstgebastelte Ersatzwiderstand erneuert, da dies mein erster Kandidat für die Ursache war. Ich vermutete, das der Wert eben doch nicht so genau passte. Da ich mittlerweile einen Schaltplan zu dem Gerät habe, konnte ich hier korrekte Verhältnisse schaffen.
Das war es aber nicht, der Fehler blieb, wenn auch ein wenig abgeschwächt. Also habe ich das Kältespray aus dem Schrank geholt und habe angefangen, einzelne Teile stark herunter zu kühlen, um den Fehler zu provozieren. Ich habe im Bereich der alten Reparaturstelle begonnen, hier war aber kein Problem zu entdecken. Also habe ich mich von dort vorgearbeitet und habe Bereiche untersucht, die im Idle-Betrieb gut warm werden. Meine These: dort wo es warm wird, gibt es auch eine erhöhte Materialbelastung, Widerstände werden durch die Wärmeausdehnung und das Schrumpfen beim abkühlen mürbe, Kondensatoren verlieren bei hohen Temperaturen vermehrt Elektrolyt.
Nach etwa 15 Minuten kam ich der Ursache schon nächer, wenn ich eine Signalplatine kühlte, trat der Fehler auf. Ich habe dann die doppelseitige Platine nur noch punktuell gekühlt um den Fehler auf der Platine einzugrenzen und fand schließlich heraus, das die Ladeelkos eines Schaltreglers für einen Signalprozessor das Problem waren. Die vier SMD-Elkos hatten also offensichtlich einen Anteil Ihres Elektrolyts verloren und damit auch Kapazität eingebüßt. Das Phänomen, das die Schaltregler doch noch laufen, wenn sie warm werden, kenne ich schon von PC-Mainboards. Also habe ich die Elkos erneuert, in dem ich die alten SMD-Typen durch bedrahtete Elkos ersetzt habe und siehe da: Problem gelöst :-)
10/2019: Es geht weiter :-)
Einige kleine Probleme hatte sich angesammelt, die ich angehen wollte. Der Ein/Aus-Schalter funktionierte nicht mehr so, wie vorgesehen. Beim Einschalten ging der Receiver teilweise sofort wieder aus, oft schaltete er beim Einschalten den Lautsprecherausgang ab, also ging in den Kopfhörermodus. Dann hatte der Lautstärkeregler das Problem, das er fast nur noch leiser stellen konnte, auch wenn ich ihn nach rechts gedreht habe, wurde die Lautstärke reduziert. Mit der Fernbedienung funktionerte das Ein-/Ausschalten einwandfrei und auch die Lautstärke ließ sich korrekt einstellen.
Daher hatte ich den Plan, die Frontplatte zu zerlegen und den Ein-Aus-Taster zu prüfen, sowie den Impulsgeber für die Lautstärkeeinstellung wenn möglich zu reinigen. Nach den Zerlegen und prüfen stellte sich der Ein-Aus-Taster schlicht als defekt dar, er hatte Kontaktprobleme. Daher habe ich ihn ersetzt, dafür musste ich die Platine modifizieren, denn die Standard-Taster haben vier Anschlussdrähte, verbaut war eine Spezialvariante mit zweien.
Den Impulsgeber habe ich ausgelötet, zerlegt und gereinigt. Es war eine silikonfettartige Masse im Inneren verteilt, was die Kontaktierung behinderte.
Nach den beschriebenen Maßnahmen funktionierte das Ein-/Ausschalte sowie die Lautstärkeregelung wieder :-)
Tja und was soll ich sagen, Murphy war doch wieder am Werk... Nachdem ich alles zusammengebaut hatte und den Receiver auch wieder in der Anlage verkabelt hatte, ging gar nichts mehr! Er ließ sich einschalten, nach ein paar Sekunden schaltete er sich aber wieder ab. Das kenne wir ja schon, siehe oben. Es ist die Netzteilüberwachung, die bei einer fehlerhaften Versorgungsspannung (einer der vielen...) das Gerät abschaltet.
Also habe ich der Receiver wieder ausgebaut und mit geöffnetem Deckel eingeschaltet, zunächst war der Fehler wie gehabt vorhanden. Einmal wackeln an einem der Kühlkörper für die Spannungsversorgungen half schon, der Receiver lief wieder. Also ein Kontaktproblem. Ich habe dann die untere Signalplatine mit den Reglern herausgeholt und die Lötstellen um ersten Regler sahen schon mit dem Auge leicht porös aus. Die starke Wärmeentwicklung hatte durch Ausdehnung beim aufheizen und zusammenziehen des Materials beim Abkühlen zu Ermüdungsrissen geführt. Nachlöten hätte das Problem bereits behoben, aber ich wollte die Hitzeeinwirkung etwas reduzieren und habe die Vorwiderstände modifiziert, in dem ich die Werte leicht vergrößterte und eine Wiederstand an eine bisher unbestückte Stelle setzte, die weiter entfernt von diesem Regler war. Damit verteilte sich die Abwärme etwas besser. Heiß wurde es trotzdem noch für meine Geschmack zu viel, ich habe an einigen Stellen mit dem Infrarotthermometer Werte bis über 100°C an Widerständen und über 70°C an den Kühlkörpern gemessen.
Ich habe dann alles wieder zusammengebaut und in Betrieb genommen, was dann auch perfekt funktionierte. Nur mit der Wärmeentwicklung war ich nach wie vor nicht zufrieden. Ich habe den Schaltplan noch etwas analysiert, hier wird einfach eine relativ hohe Spannung von etwas 20V für die geregelten 12V und 5V-Versorgungen verwendet. Damit kommt man zwar auf einen richtig hohen Störspannungsabstand in der Versorgung, überschlägig werden aber auch zweistellige Wattzahlen verheizt.
Ich arbeitete parallel an einem Arbeitslampenprojekt, hier habe ich verschiedene Platinen mit Schaltreglern bestellt und habe hier mal geschaut, ob ich davon etwas im Receiver einsetzen könnte. Eines der China-Boards ist als Step-Down-Regler mit einstellbarer Spannung bestückt, die Ausgangsspannung ist per Trimmer einstellbar. Perfekt :-)
Also habe ich im Schaltplan die Stelle gesucht, wo der Regler hin muss und dann auf der Platine und mir dann noch überlegt, wo ich die Reglerplatine auf der vorhandenen Platine platziere. Ich konnte die Platine mit ca. 1,5 cm langen Drähten mechanisch und elektrisch auf vorhanden Lötpunkte setzen. Die Ausgangsspannung hatte ich vorher auf 10V gestellt und natürlich die Sammlung an Lastwiderständen entfernt und durch Brücken ersetzt. Durch die auf 10V reduzierte und stabilisierte Vorspannung bleibt noch genug Regelreserve für die alten Längsregler, die weiter in Betrieb bleiben. Der 12V-Zweig und ein weiter, wenig belasteter mit 5V liegen weiterhin an den ungeregelten 20V.
So eine Modifikation ist immer mit mehr Risiko behaftet, als eine einfache Instandsetzung. Deshalb war das ersten Einschalten etwas spannender... "Switch On And Look For Smoke" ...aber da war kein Rauch und er Receiver nahm brav seinen Betrieb auf!
Leider habe ich es versäumt, die Leistungsaufnahme vorher/nachher zu messen, aber eine Handvoll Watt weniger werden sicherlich verbraucht. Die Erwärmung hat sich deutlich reduziert, die Längsregler kommen vielleicht noch auf 45°C, die Lastwiderstände sind gar nicht mehr vorhanden. Die LM2596-Platine selbst hat schon zu tun und erwärmt sich entsprechend, aber alles im grünen Bereich.
Also: Ende gut, alles besser!